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Roboterzellen nehmen Handwerkern nervige Arbeit ab

"Viele Betriebe, die nicht bald automatisieren, werden aufhören zu existieren."

Handwerksbetriebe in Deutschland kämpfen seit Jahren mit dem Fachkräftemangel sowie fehlenden Auszubildenden. Für Werner Hampel, der seit 30 Jahren Unternehmer im Bereich Robotik ist, gibt es daher nur eine logische Konsequenz für viele Betriebe: Automatisierung. Im Interview verrät er, welche Ängste bewältigt werden müssen und wie die Handwerksbetriebe den Start in die Automatisierung meistern können.


Sebastian Schuster
2. Februar 2022
Society
Lesezeit: 3 Min.

Welche Fragen stellen sich Handwerksbetriebe rund um das Thema „Automatisierung“?

Das sind eigentlich immer dieselben zwei Fragen: „Ist die Automatisierung für mich beherrschbar?“ und „Ist sie für mich bezahlbar?“. Auf der einen Seite geht es darum, ob meine Arbeiter mit einem Roboter arbeiten können. Und dann steht natürlich auf der anderen Seite die Kostenfrage. Das Geld glauben viele Handwerksbetriebe nicht übrig zu haben. Doch die Investitionskosten für eine KUKA Schweißzelle, die etwa im Zweischichtbetrieb läuft, kann sich innerhalb von rund 17 Monaten amortisieren – je nach Berücksichtigung des Restwertes und durchschnittlichen Jahresrückflusses.

KR 360 auf einer linearen Führungsschiene zur Bearbeitung von acht Meter langen Baumstämmen
Bei der Tischlerei Decker in Tirol kommt ein KR 360 auf einer linearen Führungsschiene zum Einsatz. Dadurch können rund acht Meter lange Baumstämme bearbeitet werden. (Quelle: Tischlerei Decker)

Was sind die größten Ängste dabei?

„Man hat viel Geld ausgegeben und dann läuft das nicht.“ Das ist meiner Einschätzung nach die Hauptangst von Handwerkern. Doch ich sehe andererseits auch ganz klar, dass viele den Mut haben, diesen Weg zu gehen. Bei mir rufen reihenweise Handwerksbetreibe an und sagen: Ich habe da einen Arbeitsschritt, da könnte ich mir einen Roboter gut vorstellen. Doch dann kommt immer dieselbe Anschlussfrage: „Kann ich den selbst programmieren? Und was kostet mich das?“ Sind also diese Fragen geklärt, kann man mit der Planung beginnen.

Und woher wissen die Handwerksbetriebe, ob sie die Automatisierung beherrschen können?

Generell ist das kein Problem. Immerhin ist es schon oft bewiesen worden, dass es sich bei der Robotik um keine Raketenwissenschaft handelt und für Betriebe machbar ist. Bei KUKA gibt es da tolle Möglichkeiten: Über das System KUKA.Handguiding mit ready2_pilot kann ich dem Roboter zeigen, mach das oder das. Und bei einem Mitarbeiter ist das anfangs auch nicht anders. Der Roboter aber erledigt es ohne Mittagspause. Dabei macht er den Mitarbeiter jedoch nicht überflüssig, sondern entlastet ihn. Der Roboter kann sich um eintönige Arbeiten kümmern, während der Handwerker andere, wichtigere Aufgaben übernimmt. Keiner verliert seinen Arbeitsplatz. Im Gegenteil: Viele Betriebe, die nicht bald anfangen zu automatisieren, werden aufhören zu existieren.
Werner Hampel ist Unternehmer im Bereich Robotik.
Er kennt die Bedenken der Branche: Ein absoluter Experte auf dem Gebiet der Automatisierung im Handwerk ist Werner Hampel, Geschäftsführer der Robtec GmbH. (Quelle: Robotec)

Welche Handwerksbetriebe haben großes Potenzial für die Automatisierung, aber nutzen sie noch nicht?

Sobald ich Produkte oder Werkzeuge bei mir in der Firma fertige oder verarbeite, kommt das infrage – ob Treppengeländer, Schrank oder Hobeleisen. Möglicherweise habe ich sogar eine kleine Serienfertigung. Das sind Betriebe, die von der Automatisierung profitieren können. Rein theoretisch könnte das auch der Bäcker sein. Der Bäckermeister mit 40 Jahren Erfahrung wird das auch noch weitermachen. Aber findet er genügend Lehrlinge? Der Roboter kann selbst da unterstützen.

Kurz und knapp: Was spricht klar für die Automatisierung?

Er produziert durchgängig gleichbleibende Qualität zu einem kalkulierbaren Preis. Er arbeitet schneller und genauer. Er hat mehr Kraft. Und dadurch bekomme ich mehr Aufträge und entlaste gleichzeitig meine Mitarbeiter, die dann wichtigere Aufgaben angehen können.

Was sind die nächsten Schritte, wenn sich der Handwerksbetrieb für die Automatisierung entschieden hat?

Zunächst muss ich wissen, wo ich den Roboter einsetzen will. Am besten sucht man sich einen Platz und eine einfache, vielleicht eben auch eine eintönige Arbeit, deren Ausführung immer schwer zu besetzen ist. Eine Arbeit, die keiner gerne macht. Da geht es dann um die 4 Ds: dull, dirty, dangerous und difficult, zu Deutsch stumpfsinnig, schmutzig, gefährlich und schwer. Auf jeden Fall suche ich mir die Stelle, bei der sich die Automatisierung am ehesten lohnt. Damit fange ich an und sammle meine ersten Erfahrungen. Ich hole mir also einen Roboter in den Betrieb oder eine komplette Fertigungszelle von KUKA.
Der KR 500 FORTEC in der Tischlerei Decker
Auch bei Tischlermeister Axel Eigenstetter (links) hilft Kollege Roboter mit: Der KR 500 FORTEC wird von Mitarbeiter Gunnar Mai bedient. (Quelle: Tischlerei Eigenstetter)

Für wen gilt das noch?

Vor allem für Fachkräfte. Beispiel Schweißen: Es gibt sehr gute Schweißer, aber die sterben aus, weil der Nachwuchs fehlt. Keiner will mehr den ganzen Tag mit Maske und Anzug Nähte schweißen. Das hat KUKA sehr gut erkannt und setzt hier mit den Schutzgas-Schweißzellen KUKA cell4_arc an. Automatisierung bietet also eine praktische Lösung für ein Problem wie den Fachkräftemangel. Und da müssen auch wir als Integratoren oder Roboterbauer ansetzen.

Sie wollen mehr über Roboter im Handwerk erfahren oder überlegen zu automatisieren? Begleiten Sie eine traditionelle Tischlerei, die auf Robotertechnik setzt oder besuchen Sie mit uns das Baumhaus vom Robotik-Tischler.

Hier schreibt:
Sebastian Schuster
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