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KUKA erweckt digitale Architektur zum Leben

Interview mit dem Pionier der Roboterfertigung Johannes Braumann

23. Juli 2015


Am 5. Juli zog eine kreativ gestaltete Skulptur im Außengelände der Ausstellungshalle des Architecture and Urban Planning College in Tongji die geballte Aufmerksamkeit von Studenten und Fakultätsmitgliedern auf sich. Die „Swarm Fabrication“, eine von vielen digitalen Fertigungsprojekten, die auf der Ausstellung der Workshops im Rahmen der DADA „Digital Factory“ gezeigt wurden, stammte nicht aus menschlicher Hand, sondern wurde von zwei kollaborierenden KUKA Robotern erstellt.

Mehr als 120 Studenten verbrachten 9 Tage auf dem Workshop, um an einer Reihe von kreativen digitalen Projekten zu arbeiten, die von robotergestützten Verfahren für Keramikdruck und Holztektonik bis zur Roboterteam-Fertigung reichten.

Wir unterhielten uns auf der Ausstellung mit Professor Johannes Braumann, einem Mitbegründer der Vereinigung „Robots in Architecture“, und Doctor Yuan Feng vom Architecture and Urban Planning College an der Universität Tongji. (Johannes Braumann wird im Interview als „J“ abgekürzt und Yuan Feng als „Yuan“.)

F: Können Sie uns mehr über die aktuelle Entwicklung bei der Nutzung von Robotern in der Architektur und Kreativbranche erzählen?

J: Roboter werden noch nicht so lange für kreative Anwendungen eingesetzt. In den letzten zehn Jahren hat sich bei der Nutzung von Industrierobotern für Architektur und Design jedoch ziemlich viel getan. Viele Unternehmen in der Kreativbranche haben ihr Interesse für Robotik entdeckt. In der akademischen Welt waren viele Aktivitäten anfangs experimenteller Natur, aber nun gibt es immer mehr ernsthafte Projekte, bei denen Industrieroboter zum Einsatz kommen.

F: Spielen Roboter in der Architektur und Kreativbranche eine andere Rolle im Vergleich zur Fertigung?

J: In der Kreativbranche versuchen Designer stets, neue Dinge auszuprobieren und an neuen Projekten zu arbeiten, was bedeutet, dass wir ihnen eine flexible Software bieten müssen, mit der sich ihre Ideen schnell umsetzen lassen. Dies gilt auch für die akademische Welt und Universitäten, weil die Studenten dort nur jeweils wenige Stunden pro Woche verbringen, sodass die Zeit effektiv genutzt werden muss.
 

F: Sie waren federführend bei der Entwicklung von KUKA|prc beteiligt, einem Plugin, mit dem sich Roboter direkt mit einem Architekturprogramm steuern lassen. Können Sie uns mehr über Ihre Kooperation mit KUKA sagen? Warum haben Sie sich für Robote von KUKA entschieden?


J: Meine Zusammenarbeit mit KUKA Austria reicht schon viele Jahre zurück. Das Unternehmen hat den Wert und das Potenzial von Robotern bei architektonischen Anwendungen gesehen und war mir bei meiner Forschungsarbeit stets eine verlässliche Stütze.
Ich finde, dass KUKA Roboter ein gutes Design haben, und mir gefällt ihre Funktionsweise. Vielleicht ist das meine persönliche Meinung, aber ich denke, dass das Design der KUKA Roboter für jemanden aus der Designbranche sehr ansprechend ist. Und wenn man sich die Oberfläche ansieht, verfügt auch das Control Panel von KUKA über ein schönes Design, das selbst für Menschen, die nichts mit Technik zu tun haben, zugänglich ist.
 

F: Die Rob|Arch-Konferenz im nächsten Jahr wird in Australien stattfinden. Besteht die Möglichkeit, die nächste Konferenz vielleicht in China abzuhalten?


J: Robots in Architecture ist eine von mir zusammen mit Sigrid Brell-Cokcan gegründete Branchenvereinigung. Die Konferenzen 2012 und 2014 fanden in Wien bzw. in Michigan statt. Die dritte Konferenz im nächsten Jahr wird in Melbourne abgehalten und damit zum ersten Mal in Australien. Wir haben viel Unterstützung vor Ort erhalten, wie zum Beispiel von den Universitäten von Sydney und der RMIT. Sicherlich werden wir diese Konferenz auch in China abhalten können. Aus diesem Grund wollte ich die Zusammenarbeit mit KUKA China intensivieren, um lokale Projekte und Unternehmen kennenzulernen.
 

F: Sehen Sie sich selbst als Ingenieur, Architekt, Programmierer oder Mentor?


J: Von Haus aus bin ich eigentlich gar kein Ingenieur oder Informatiker, sondern Architekt. Ich denke, mein architektonischer Hintergrund ist sehr hilfreich, weil ich mich von gewissen Regeln nicht einschränken lasse und ein Verständnis für die besonderen Anforderungen der Architektur habe. Daher sehe ich meine Rolle als Mischung zwischen Pädagoge und Ingenieur.
 

F: Die Universität von Tongji ist eine führende chinesische Einrichtung für die Ausbildung in Architektur und Ingenieurwissenschaften. Was denken Sie über den Einsatz von Robotern in diesem Bereich?


Yuan: In den letzten Jahren kamen Roboter immer häufiger in branchenübergreifenden Anwendungen zum Einsatz. In der Kreativwirtschaft begann man allmählich die Möglichkeiten zu erkennen, die diese Technologie bietet. Dort können Industrieroboter als neue Medien oder Plattformen gesehen werden. Sie werden durch menschliche Gehirne „befähigt“ und können viele Arbeiten erledigen, die von menschlicher Hand nicht möglich sind.
 

F: Wie bewerten Sie den Einsatz von Robotern in China im Hinblick auf Design und Architektur? Stehen weitere Kooperationen mit Robots in Architecture an?


Yuan: In China verfügen nur drei Architektur- und Designinstitutionen über Industrieroboter. Unser Rob-Team mit zwei KUKA Robotern hat in den vergangenen drei Jahren viele kreative Projekte durchgeführt. Robots in Architecture ist eine offene Plattform für den Ideenaustausch zwischen allen, die in der Architektur tätig sind und sich für Roboter interessieren. Wir haben bereits ein gemeinsames Memorandum mit Professor Braumann unterzeichnet, um Tongji zum Sitz von Robots in Architecture in Asien zu machen. Wir freuen uns auf unsere zukünftige Kooperation in diesem Bereich.