Viele der mehr als eine halbe Millionen Handwerksbetriebe in Deutschland stehen vor denselben Problemen: Fachkräftemangel und fehlende Auszubildende. Betrachtet man die Zahlen des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, wird deutlich, wie dramatisch die Situation ist: 2011 gab es noch rund 420.000 Lehrlinge, vergangenes Jahr waren es noch knapp 364.000. Gründer des Roboterforum.de, Werner Hampel, hat eine Lösung: „Roboter machen einen Betrieb attraktiver.“
Jobmagnet Automatisierung – vor allem für Jüngere
Warum viele Handwerker keine Lehrlinge finden, sei für Hampel klar: „Junge Menschen wollen aktuell eher in einem großen Betrieb arbeiten und nicht bei einem kleinen Metallbauer um die Ecke, wo sie den ganzen Tag Metallprofile schneiden oder an der Drehmaschine stehen müssen.“ Wenn aber in der Werkstatt ein Roboter die Drehmaschine bedient, könne man zu dem Bewerber sagen: „Ich brauche jemanden, der diesen Roboter steuert.“ Das verändert die Situation komplett. Denn neue Technologien erhöhen die Attraktivität als Arbeitgeber enorm. Das gilt auch für Fachkräfte.
„Ich kenne einen Geschäftsführer, der muss den ganzen Tag eigenhändig seine Hobel schleifen, weil er niemanden findet, der die Arbeit machen will“, erzählt Hampel. Jetzt hat sich der Betrieb einen Roboter angeschafft, der diese zeitraubende Arbeit übernimmt. Chef und Arbeiter werden entlastet und können wichtigere und sinnstiftende Aufgaben übernehmen. „Da geht es dann um die 4 Ds: dull, dirty, dangerous und difficult, zu Deutsch stumpfsinnig, schmutzig, gefährlich und schwer“, sagt der Berater für Automatisierung. Der Roboter kümmert sich also um die anderen Arbeiten, die keiner machen will.
Fachkräfte gesucht: Hilfe durch Kollege Roboter
Gleichzeitig kann der richtige Roboter oder die richtige Zelle eine essenziell wichtige Fachkraft ersetzen, die nicht mehr zu finden ist. „Es gibt noch gute Schweißer, aber die werden immer weniger und das ist auch verständlich“, findet Hampel. Denn die Arbeit, Schweißnaht an Schweißnaht zu setzen, in voller Kluft und mit Maske, ist körperlich fordernd und langwierig. „KUKA hat das erkannt und Roboterschweißzellen entwickelt, die diese Arbeit machen können – mit gleichbleibender Qualität und präziser als jeder Mensch überhaupt arbeiten kann“, meint der Unternehmer, der seit 30 Jahren im Bereich Robotik tätig ist.
Wo geht die Reise hin?
Hampel ist sich sicher, dass ein Umdenken im deutschen Handwerk stattfinden muss.
„Wer nicht bald anfängt zu automatisieren, wird über kurz oder lang andere Probleme bekommen und dann werden viele Betriebe aufhören zu existieren“, sagt er. Dabei könnten schon jetzt unterschiedliche Gewerke von der Robotik profitieren. „KUKA hat ein großes Angebot an fertigen Roboterzellen, die schnell in die Betriebe integriert werden können – sei es zum Schweißen, Schrauben, Fräsen, Entgraten, Sägen, Kleben oder Lackieren“, erklärt Hampel. Zudem glaubt er, dass es noch viel Potenzial in anderen Bereichen gibt.
„Kleine Lebensmittelbetriebe wie Bäckereien oder Metzgereien könnten ebenso Automatisierungspotenzial haben wie Schreiner, Tischler, Fensterbauer oder Metallbauer“, fasst Hampel zusammen. Sobald Produkte innerhalb einer Firma gefertigt werden, kommt eine Automatisierung einzelner Produktionsschritte infrage – egal, ob Treppengeländer, Schränke oder eben Backwaren. „Roboter ermöglichen sogar eine kleine Serienfertigung bestimmter Produkte“, sagt der Experte. Er sei auf jeden Fall gespannt, wo die Reise hingeht.
Handwerksbetriebe in Deutschland kämpfen seit Jahren mit dem Fachkräftemangel sowie fehlenden Auszubildenden. "Viele Betriebe, die nicht bald automatisieren, werden aufhören zu existieren." Lesen Sie mehr über Handwerksbetriebe, die schon automatisiert haben in unserer Serie "Robotik. Der Hammer im Handwerk."