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„Es gibt hier großen Handlungsbedarf“: Robotik in der Pflege
Neue Technologien helfen uns, Herausforderungen wie den Fachkräftemangel anzugehen. Könnte Robotik auch bei den stark belasteten Bereichen Gesundheit und Pflege unterstützen? Wir haben unsere Experten gefragt.
Teresa Scheunert
7. Juni 2023
Society
Lesezeit: 4 Min.
Robotik und Künstliche Intelligenz halten in immer mehr Bereiche Einzug – und können in einer alternden Gesellschaft unterstützen und Aufgaben übernehmen. Gibt es denn auch einen Trend, Robotik in der Pflege einzusetzen?
Dr. Andreas Keibel: „Generell gibt es einen großen Bedarf für neue Technologien im Pflegebereich. Bereits heute sind die Auswirkungen des demografischen Wandels sichtbar, sowie der akute Mangel an Pflegekräften. Hier gibt es – auch mit Blick auf die Zukunft – großen Handlungsbedarf. Der Einsatz von KI/Robotik in der Pflege und Betreuung wird seit Jahrzehnten international intensiv erforscht.
Beim Einsatz von Robotik in der Pflege könnte man sich zunächst auf die Unterstützung des operativen Betriebes konzentrieren, so dass die Angestellten mehr Zeit für die eigentliche Pflege haben und mehr Budget zugunsten des Pflegepersonals verlagert werden kann. Eine Einsatzmöglichkeit ist dabei zum Beispiel die automatisierte Logistik. Damit könnte man verschiedenste Güter wie Speisen, Verbrauchsmaterial oder sogar Betten pünktlich und genau bereitstellen. Das sind erste schnell erreichbare Einsatzgebiete, bei denen es nicht um direkte Interaktion von Robotik und KI mit Patienten oder Bewohnern geht.
Für die Finanzierung des Einsatzes moderner Technologie muss in der Branche ein Wandel stattfinden. Die finanzielle Unterstützung zur Ausstattung medizinischer und pflegerischer Einrichtungen mit moderner Technik, wie es zum Beispiel beim Krankenhauszukunftsgesetz der Fall ist, sind da ein Schritt in die richtige Richtung. "
Digitalisierung ist die Grundlage für den Einzug von mehr Technik in die Pflege.
Als Anbieter von Robotern und Automatisierungslösungen ist KUKA ja vor allem in der industriellen Produktion aktiv. Gibt es denn auch konkrete Projekte und Anwendungen von KUKA im Bereich Pflege und Gesundheitswesen?
Dr. Andreas Keibel: „Generell unterstützen die Technologien von KUKA dabei, Menschen von gefährlichen, monotonen oder anstrengenden Tätigkeiten zu entlasten. Robotik kann zudem eine Antwort auf den zunehmenden Fachkräftemangel und den demografischen Wandel bieten. In der Medizinrobotik bietet KUKA Lösungen für unterschiedlichste medizinische Roboteranwendungen, zum Wohl der Patientinnen und Patienten. Ein Beispiel ist unser sensitiver Leichtbauroboter LBR Med, der speziell für die Medizintechnik entwickelt wurde. Das Unternehmen Life Science Robotics hat damit z.B. die Reha-Roboteranwendung ROBERT entwickelt, zur robotergestützten Therapie zur Mobilisierung von Patienten. Diese robotergestützte Therapie entlastet die Pflegekräfte."
Nadine Reißner: „Zudem beschäftigt sich KUKA auch in der Forschung mit neuen Technologien speziell für die Pflege. So hat KUKA zusammen mit Partnern an Lösungen für die Pflegebranche geforscht, zum Beispiel bei Robotik-Unterstützung für die Patienten-Logistik. Ziel des Projekts war es, Pflegekräfte zu entlasten und zeitliche Freiräume zu schaffen."
Sie haben bereits angedeutet, dass nicht jede Tätigkeit in der Pflege automatisiert werden kann. Welche Aufgaben können Roboter abdecken und was gestaltet sich schwierig?
Nadine Reißner: „Generell kann man zwischen pflegerischen Aufgaben und nicht-wertschöpfenden Tätigkeiten unterscheiden, die die Pflegenden von ihren zentralen Arbeiten abhalten. Zu diesen Tätigkeiten gehören neben Dokumentation und Verwaltung auch diverse Logistikaufgaben. Die Natur der pflegerischen Tätigkeiten ist es, dass hier Menschen mit Menschen agieren und soziale Verbindungen aufgebaut werden. Eine Pflegekraft teilt nicht nur Essen aus und stellt das Tablett hin, sondern kontrolliert auch den Zustand des Patienten und interagiert mit ihm oder ihr – und erkennt so, wie es dem Patienten geht. Die Grenzen liegen bei Aufgabenbereichen, die auf sozialen Fähigkeiten beruhen, wie Empathie und Einfühlungsvermögen. Diese zwischenmenschlichen Ebenen bleiben auch weiterhin dem Menschen vorbehalten. Bei Logistik-Aufgaben oder der Dokumentation könnten KI und Robotik unterstützen."
Mit welchen neuen Entwicklungen rechnen Sie in näherer und fernerer Zukunft? Wie wird KI die Pflege verändern?
Dr. Andreas Keibel: „Digitalisierung ist die Grundlage für den Einzug von mehr Technik in die Pflege. So kann KI die Echtzeit-Auswertung von Sensoren erleichtern, um Situationen und Umgebungen zum Beispiel in Pflegeheimen einschätzen zu können. Das kann mobilen Robotern helfen, in Einrichtungen umherzufahren, um Regale aufzufüllen oder um für Ordnung zu sorgen. KI könnte auch dabei helfen, Personen zu erkennen, deren Zustand einzuschätzen und auf diese Weise das Personal zu entlasten."
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