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Robotik im Handwerk: Ein Baumhaus vom Roboter-Tischler

Seit rund vier Jahren setzt die Tischlerei Decker in Itter in Tirol auf einen KR 360. Durch die Automatisierung realisiert der Betrieb nun neue, größere Projekte. Mit einer Eigenkonstruktion können sogar drei Tonnen schwere Baumstämme gedrechselt werden. Warum Projektleiter Martin Decker den Roboter nicht mehr missen möchte.


Sebastian Schuster
10. August 2021
Technology
Lesezeit: 3 Min.

Alte CNC-Fräse stieß an ihre Grenzen

Ein Roboter in einer Tischlerei? Anfangs konnte sich Martin Decker nicht vorstellen, dass das funktioniert. „Aber ich muss zugeben, dass sich dadurch einigen Türen geöffnet haben“, sagt der Tischler und Projektleiter aus Itter in Tirol. Vor rund vier Jahren stand der Handwerksbetrieb vor einem Projekt für einen Architekten in England, das die alte CNC-Fräse an ihre Grenzen stoßen ließ. „Es ging um eine große schaukelnde Bank, in die eine Sitzfläche gefräst werden sollte. Doch die Bearbeitungshöhe der Fünf-Achs-CNC-Fräse war zu klein“, erklärt Decker. Also habe man sich nach Alternativen umgeschaut und sei durch Zufall auf einen Roboter gestoßen. „Wir haben in Tirol einen Anbieter gefunden, der einen KUKA Roboter hatte“, erinnert er sich. Es war ein KR 360 – der nur positive Effekte brachte.

Insgesamt zwischen zwölf verschiedenen Aufsätzen kann der Roboter wählen, um verschiedene Freiformen zu fräsen oder zu schleifen. (Quelle: Tischlerei Decker)

Ungewöhnliche Freiformen und riesige Baumhäuser wurden möglich

Mithilfe des neuen Roboter-Kollegen konnten nun noch größere Projekte in Angriff genommen werden. „Wir konnten Teile für riesige Baumhäuser fräsen, genauso elliptische Stiegenwangen oder ungewöhnliche Freiformen“, erklärt Decker. Bei Stiegenwangen handelt es sich um tragende Seitenteile einer Treppe, die auch mit einem Handlauf erweitert werden können. „Durch eine Eigenkonstruktion lassen sich sogar bis zu drei Tonnen schwere Baumstämme einspannen und wie in einer Drechsel bearbeiten“, sagt der Tischler. Der Roboter selbst steht im Keller des Betriebs, wo er seine eigene Zelle hat. Diese misst etwa 13 auf sechs Meter. Dafür zuständig sind drei Arbeiter, die alle auf der KR-C4 Steuerung programmieren können. Bei dem „neuen“ Roboter handelt es sich um einen KR 360 L 280. Sein Vorgänger wurde durch einen Brand schwer beschädigt.

Durch mehrere Eigenkonstruktionen kann der KR 360 in seiner etwa 13 auf sechs Meter großen Zelle auch Skulpturen fräsen, die wiederrum auf einem Drehtisch stehen. (Quelle: Tischlerei Decker)

Brand zerstörte Teile des Betriebs

Am 11. November 2019 hat ein Großbrand Teile des Betriebs zerstört – darunter auch den ersten KUKA Roboter, ebenfalls ein KR 360. „Für uns stand schon direkt danach fest, dass wir uns wieder einen Roboter holen. Und wir werden uns auch nach dem jetzigen einen neuen anschaffen“, so Decker. Heute will er die technische Hilfe nicht mehr missen. Das größte Projekt, das der Roboter bislang gemeistert hat, war eine acht Meter lange und rund zwei Meter hohe Treppenkonstruktion, in die Stufen und ein Handlauf gefräst worden sind. Insgesamt hat der Roboter neun Achsen. Dank einer linearen Führung und der Möglichkeit, Teile auf einem Drehtisch aufzustellen, können Figuren und Skulpturen vertikal gefräst werden. Zudem besitzt der Roboter in seiner Zelle einen Werkzeugwechsler mit zwölf verschiedenen Aufsätzen. Neben einzelnen Robotern bietet KUKA ganze Fertigungszellen für kleine und mittelständige Handwerksbetriebe an: Die Lösung KUKA cell4_production ist hochflexibel, digital vernetzt und sofort einsatzbereit.

Tischlerei weltweit unterwegs

Die Tischlerei Decker hat 42 Mitarbeiter und ist seit rund 40 Jahren weltweit im Einsatz. Die Automatisierung im Betrieb hatte nur positive Effekte: „Statt Mitarbeiter zu entlassen, haben wir sogar noch zwei weitere eingestellt“, sagt Decker. Andere Tischlereien aus der Umgebung würden bei ihnen Sonderteile anfertigen lassen. Zudem sei man attraktiver für Auszubildende geworden, die in einer vierjährigen Tischlerei Techniker-Ausbildung auch zusätzlich CNC-Kompetenz erlernen. Deckers Fazit zur Anschaffung des Roboters: „Man muss sich schon trauen, diesen Schritt zu gehen – und auch selbst ein wenig erfinderisch werden. Aber es lohnt sich.“

 

Ein Roboter im Handwerk zahlt sich ganz schnell aus – bereits in Betrieben ab 5 Mitarbeitern. Wie ein Roboter auch in Ihrem Betrieb mit anpacken kann erfahren Sie auf der KUKA Webseite unter „Robotik. Der Hammer im Handwerk.“

 

Mehr zum Thema finden Sie auch auf dem KUKA Blog in unserer Serie „Robotik. Der Hammer im Handwerk.“

Hier schreibt:
Sebastian Schuster
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