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„Da wird sich die Spreu vom Weizen trennen“

Dr. Christopher Meinecke, Leiter Digitale Transformation beim Digitalverband Bitkom, über kreative Konferenz-Ideen in Pandemie-Zeiten und warum es mittelmäßige Events in Zukunft besonders schwer haben werden.


Teresa Scheunert
23. März 2022
Society
Lesezeit: 2 Min.

1. Virtuelle Veranstaltungen, die vor der Pandemie noch undenkbar waren, sind mittlerweile etabliert. Welche Vorteile haben diese neuen Formate?

Virtuelle Formate bieten viele Freiheiten. Große Konferenzen mit separaten Workshops sind ohne räumliche Limits möglich, man kann massiv Teilnehmerzahlen erhöhen. Wir hatten bei Bitkom-Veranstaltungen zum Teil fünfmal mehr Teilnehmer als vor der Pandemie.

Zudem hat man die Möglichkeit, Leute in Veranstaltungsformate zu bekommen, die man sonst nicht vor Ort hätte. Da kann man auch relativ kurzfristig einen Minister oder einen CEO mal für 20 Minuten dazuschalten, der ansonsten nicht eingeflogen wäre. Drittens ist es zeiteffizient, viel infrastruktureller Aufwand im Hintergrund entfällt – man muss sich nur einwählen. Und es gibt die Möglichkeit, neue Formate auszuprobieren oder zwischen Orten hin und her zu schalten. Insgesamt sind die Hürden geringer, das sind große Vorteile.
Dr. Christopher Meinecke, Leiter Digitale Transformation beim Digitalverband Bitkom: „Die soziale Interaktion als Komponente darf man nicht unterschätzen.“

2. Also ein vollwertiger Ersatz für die altbekannten analogen Konferenzen, Messen und Veranstaltungen?

Man muss ganz klar sagen: Die soziale Interaktion als Komponente darf man nicht unterschätzen. Gute Präsenzveranstaltungen schaffen es immer, ihr Publikum zu erreichen, gerade in den Pausen und durch gezielte Netzwerk-Formate. Zufällige Treffen und persönliche Gespräche liefern oft die besten Ergebnisse. Und das lässt sich schwer in den virtuellen Raum übertragen. Diese Erfahrungen haben wir auch selbst gemacht, obwohl wir bereits viel ausprobiert haben und immer wieder Neues ausprobieren. Jede Veranstaltung hat ihr eigenes Ziel – und manche Ziele lassen sich digital gut verwirklichen, andere eben nicht.

Virtuelle Formate bieten viele Freiheiten: Große Konferenzen mit separaten Workshops sind ohne räumliche Limits möglich. Es gibt die Möglichkeit, neue Formate auszuprobieren oder zwischen Orten hin und her zu schalten.

3. Bleiben virtuelle Formate dann ein Pandemie-Phänomen? Oder sehen wir hier einen dauerhaften Wandel?

Gute und hochwertige Präsenz-Formate, Veranstaltungen, die davon leben, dass sie laut und eng sind, die wird es weiterhin geben. Und da werden, sobald es die pandemische Situation zulässt, auch wieder alle hin wollen. Ich denke, die Masse an digitalen Formaten wird nach Corona nicht mehr existieren. Vermutlich bleibt eine feste Reihe virtueller Veranstaltungen bestehen, bei denen sich die Leute gerne einwählen, die wirklich gut gemacht sind und die die Vorteile digitaler Formate für ihre Zielgruppe zum Tragen bringen. Virtuelle Bars mit Musik oder Avatare, die sich durch eine virtuelle Veranstaltung bewegen, sind irgendwann nicht mehr neu. Es gibt viele Vorteile virtueller Veranstaltungen, aber wenn ich das nicht durch Austausch und Netzwerk ergänze, wird es das bald nicht mehr geben. Auf der anderen Seite müssen sich die mittelmäßigen Präsenz-Veranstaltungen mit mittelmäßigen Vorträgen massiv weiterentwickeln, dafür wird niemand mehr stundenlang durch die Gegend fliegen. Viele Veranstaltungen werden sich entweder in den kommenden zwei bis vier Jahren weiterentwickeln oder verschwinden. Da wird sich die Spreu vom Weizen trennen.

Hier schreibt:
Teresa Scheunert

Spokesperson Business KUKA 


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