Vor rund zehn Jahren stand die Tischlerei Eigenstetter aus Rehna vor einem Mammutprojekt – ein KUKA Roboter war die Lösung. Bis heute fräst der KR 500 in seiner Zelle großvolumige Bauteile mit höchster Präzision. Geschäftsführer Martin Eigenstetter arbeitet mit KUKA und dem Fraunhofer Institut schon am nächsten Roboter-Projekt.
Große Aufgabe, große Lösungen
Eine kreisrunde Haustür mit Stichbogen für einen Rundturm: Als die Tischlerei Eigenstetter in Rehna 2011 diesen besonderen Auftrag annahm, brauchte es auch eine besondere Lösung. Der Handwerksbetrieb ist spezialisiert auf den Innenausbau sowie die Herstellung von Fenstern und Türen. Doch der komplexe und handwerklich anspruchsvolle Auftrag stellte die 21 Mitarbeiter starke Tischlerei im Westen von Mecklenburg-Vorpommern vor eine neue Herausforderung. Immerhin war sie zu dieser Zeit CNC-frei. Tischlermeister Axel Eigenstetter setzte auf hohe traditionelle Handwerkskunst. Sohn Martin, ein studierter Maschinenbauer, brachte die technische Digitalisierung in den Familienbetrieb – und schuf ein bis dato im Holzhandwerk einzigartiges Roboterfräszentrum von beeindruckenden Ausmaßen.
KUKA Roboter meistert komplizierte Formen und unterschiedliche Werkstoffe
In einer sieben Meter hohen Halle steht heute der KUKA Roboter KR 500 FORTEC. Drei Mitarbeiter sind für den Roboter zuständig, der fünf Bewegungsachsen und vier Meter Reichweite hat. Dadurch kann er verschiedene Spannlösungen meistern und gleichzeitig komplizierteste Formen schaffen und unterschiedlichste Werkstoffe bearbeiten. Nach wie vor bietet Eigenstetter das gesamte Spektrum klassischer Tischlerarbeiten wie Fenster, Treppen oder Möbel an. Doch der Betrieb ist auch zu einer Anlaufstelle für komplexe, dreidimensionale Formen und mehrfach gekrümmte Oberflächen in höchster Präzision geworden. So wurde ein Forschungsprojekt zum Bau einer riesigen Gussform für eine Schiffsschraube realisiert. Die Technik, Einsatzgebiete und potenziellen Umsätze wurden in einem Businessplan erfasst, Fördergelder genutzt.
Großauftrag war kein Problem mehr
Die große Anschubfinanzierung übernahm das Zentrale Innovationsprogramm (ZIM) des Bundeswirtschaftsministeriums, denn die Entwicklung der roboterbasierten CNC-Fertigung war ein wahres Mammutprojekt. „Es erschien als naheliegende Idee, wenn man nicht den Weg der Herde gehen und damit auf abgegraste Weiden kommen wollte“, sagt Martin Eigenstetter zu dem Schritt. Der erste größere Auftrag, der nur dank des neuen Roboters angenommen werden konnte: drei riesige, geschwungene, dreigeschossige Wendeltreppen als denkmalpflegerischer Nachbau von originalen Schlosstreppen. Der Roboter kann die benötigten Fräswerkzeuge selbstständig wechseln und stellt je nach Prozess von 3-Achs- auf 5-Achs-Betrieb um.
Schon die nächsten Projekte im Blick
Eigenstetter arbeitet mit dem lokalen Fraunhofer Institut schon am nächsten Projekt. „Wir wollen kleinere Roboter in mittleren Serien an Tischlereimaschinen wie einer Fräse oder einem Bandschleifer nach dem part-to-tool-Prinzip einsetzen“, erklärt er. Die zu bearbeitenden Teile werden dabei von Robotern in die Maschinen gelegt. Darin sehe er großes Zukunftspotenzial im Handwerk. Und auch sein Vater, Axel Eigenstetter, sieht die Vorteile von Kollege Roboter. Schon 2017 sagte der Tischlermeister einem Fachmagazin: „Perspektivisch wird niemand umhinkommen, sich mit der Digitalisierung zu beschäftigen, um schneller zu werden und seine Produktion besser in den Griff zu bekommen.“